Bürstner Averso 465 TS im Test: Guter Wohnwagen für 2 Personen

Bürstner Averso 465 TS im Test
Komfortabler Wohnwagen für Paare

vom Campingprofi seit 1959
Veröffentlicht am 24.05.2025

Fast vier Jahre war der Averso aus dem Bürstner-Programm verschwunden – nur die Hubbett-Variante Averso Plus hielt unverdrossen durch. Zum Modelljahr 2025 haben die Badener ihren Klassiker reanimiert und betonen, dass ihre Mittelklasse-Baureihe kein bloßes Derivat von Modellen anderer Hersteller aus der Hymer-Gruppe darstelle.

Stattdessen lautet das Versprechen: eigenständiges Design, Bürstner-typische Grundrisse und viele eigene Ideen, um den Werbeslogan "Wohnfühlen" mit Leben zu füllen. Dabei wird der neue Averso nicht am Firmensitz in Kehl, sondern im Caravan-Werk der Hymer-Gruppe in Sassenberg gebaut – genau wie die Einsteigerbaureihe Premio (mit vielen Gleichteilen zu Modellen von Dethleffs und LMC).

Kann sich der Averso trotzdem abheben? Das prüfen wir im aufwendigen Supertest, für den mit dem 7,04 Meter langen und ab 29.490 Euro teuren Averso 465 TS tatsächlich ein echter Bürstner-Klassiker vor die Redaktion rollt. Denn einen Grundriss mit U-Sitzgruppe im Bug und französischem Längsdoppelbett im Heck haben die Konzernschwestern nicht zu bieten.

Bürstner Averso 465 TS

  • Schlafplätze: 2+2
  • Zul. Gesamtgewicht: 1500 – 1700 kg
  • Gesamtlänge/Breite/Höhe: 7,04/2,32/2,61 m
  • Grundpreis ab: 29.490 €
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Andreas Becker

Den Testwagen wertet das 4.490 Euro teure Harmony Line Paket auf. Neben einigen Komfort-Features trägt es mit Alufelgen, GFK-Seitenwänden in Hellgrau sowie entsprechenden Anbauteilen und Schriftzügen zum individuellen Auftritt des runderneuerten Averso bei. Aufpreisfrei mit an Bord: der Küchenblock im markanten Farbton Terracotta.

Der Averso 465 TS richtet sich an Paare, die einen relativ kompakten Wohnwagen wollen, aber dennoch auf Platz und Komfort nicht verzichten möchten. Wände in grauer Leinenoptik, der Küchenblock in Terracotta-Rot sowie die optionalen blau-grauen Lederpolster des Testwagens schaffen ein frisches Wohnambiente. Der Averso gefällt sicher nicht jedem, die Modernisierung des Klassikers ist Bürstner aber definitiv gelungen.

Die serienmäßig 65 Zentimeter breite Aufbautür erleichtert den Einstieg, in der Harmony Line gehören auch Fenster und Fliegengitter zur Ausstattung. Die Einstiegshöhe ist allerdings ziemlich üppig geraten (52 Zentimeter) und erfordert für den bequemen Zugang eine Trittstufe.

Bürstner-DNA punktet beim Wohnraum

Absolutes Highlight im Wohnraum ist die große U-Sitzgruppe im Bug des Averso – hier macht Bürstner vieles richtig. Die Polster sind fest und bequem und es lässt sich herrlich in die Ecken lümmeln. Seiten- und Bugfenster, ein fest verbautes Panoramafenster in der Dachrundung und ein großes Dachfenster machen die Sitzgruppe auch an trüben Tagen wunderbar hell. Abends beleuchtet eine dimmbare Ambientebeleuchtung über und unter den Oberschränken das Ensemble stimmungsvoll. Weniger gut: die Bedienlogik der teils doppelt belegten Lichtschalter. Man fragt sich jedes Mal, welcher Schalter nun welche Beleuchtung aktiviert – Trial-and-Error.

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Andreas Becker

Als Leselampen fungieren die Bürstner-typischen Homelights. Die Akkuleuchten lassen sich in ihren Halterungen links und rechts im Bug nach Belieben schwenken und werden dort auch geladen. Entsprechende Halterungen – allerdings ohne Ladestrom – gibt es auch am Bett. Wer die Lampen gleichzeitig vorn und hinten nutzen möchte, muss nachordern. Ab Werk spendiert Bürstner nur zwei Homelights.

Variable Sitzgruppe

Zur Harmony Line gehört eine variabel umbaubare Sitzgruppe. Wer das mittige Polster entfernt und das als Polsterauflage dienende Tischchen hochsetzt, erhält zusammen mit dem stabilen Einsäulen-Tisch eine lange Tafel. Auf die Sofas links und rechts passen je zwei bis drei Personen. Alternativ können Camper in den Wohnzimmer-Modus schalten und nur das kleine Tischchen nutzen. Dann gibt’s besten Zugang zum Chillen auf den Sofas – nur wohin dann mit dem großen Tisch?

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Andreas Becker

Sollen Gäste übernachten, wird aus der Sitzgruppe ein Bett. Praktisch hierfür sind die teilbaren Lehnen-Eckpolster, das erleichtert das Verstauen. Weniger gut, dass für eine halbwegs ebene Liegefläche alle Polster gedreht werden müssen, wegen der zum Sitzen komfortablen Wulste an der Vorderkante. Es bleibt ein Kompromiss.

Das französische Bett erreicht im oberen Bereich gute 1,44 Meter Breite. Auf der 14 Zentimeter starken Mehrzonenmatratze schläft es sich sehr kommod, im Testwagen unterstützt durch optionale Tellerfedern.

Am Fußende schnürt das Bett auf 1,05 Meter Breite ein. Ein Kompromiss zugunsten des großzügigen Durchgangs zum Bad – der beträgt mindestens 54 Zentimeter, was durchaus Raum für eine etwas breitere Matratze gelassen hätte.

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Andreas Becker

Bad fällt im Vergleich ab

Abstriche müssen Camper im kompakten Averso 465 TS beim Bad machen. Insbesondere mit dem optionalen Komfort Duschpaket, das feste Paneele und Klapptüren zur Separierung der Dusche mitbringt, wird der Platz auf dem WC und vor dem Waschbecken auch für normalbreite Urlauber knapp. Letzteres fährt als Schublade über der Toilette heraus. Der Stauraum im Spiegelschrank passt, mit zwei Spots ist der Spiegel zudem gut beleuchtet.

Weniger gut fällt die Belüftung des Bads aus. Die kleine Dachluke lässt sich nur um wenige Zentimeter anheben und birgt mit ihrem scharfkantigen Rahmen zudem ein Verletzungsrisiko.

Niedriger Basispreis mit Tücken

Knapp unter 30.000 Euro Grundpreis lassen den Basis-Averso attraktiv erscheinen. Dafür gibt’s Hammerschlag-Seitenwände und eine einfache Truma-S-Heizung. Beinahe unabdingbar ist das Harmony Line Paket für 4.490 Euro, trägt es doch mit hellgrauen GFK-Seitenwänden, Design-Applikationen und Ambientebeleuchtung auf mehreren Ebenen entscheidend zum schicken Auftritt des Averso bei. Auch Praktisches wie die variable Sitzgruppe sowie Fenster und Fliegengitter für die Tür gehören zur Harmony Line. Attraktiv ist auch das Winterpaket mit Combi-Heizung. Dazu noch ein paar Kreuzchen in der Aufpreisliste und der Averso knackt die 40.000 Euro – viel Geld für einen Mittelklasse-Caravan.

Für die anvisierte Paar-Besatzung bietet der Averso 465 TS reichlich Stauraum, der überwiegend sinnvoll unterteilt und prima erreichbar ist.

Sperriges Gepäck wie Campingmöbel wandert in den großen Bettkasten. Neben dem Zugriff von oben erleichtert eine 40 Zentimeter hohe Außenklappe das Beladen. Den am Rand verlegten Warmluftschlauch versieht Bürstner mit einem Kunststoffschutz, der die nutzbare Höhe zum Einladen um ein paar Zentimeter reduziert. Eine weitere, wenn auch optionale Außenklappe befindet sich vorn rechts, um die Sitztruhe zu bestücken. Diesen Stauraum erreichen Camper auch problemlos vom Innenraum, denn die Polster mit integrierten Auflagen lassen sich ganz einfach hochklappen.

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Andreas Becker

Neben einem voluminösen Kleiderschrank hat der Hersteller noch einen raumhohen Wäscheschrank mit Einlegeböden vorgesehen. Wer mehr Platz zum Hängen von Kleidung braucht, kann die Böden hier entnehmen, eine Kleiderstange ist auch in diesem Schrank bereits montiert.

Viel Stauraum im gesamten Wohnwagen

In den beiden großzügigen Oberschränken der Küche sorgt ebenso je ein entnehmbarer Zwischenboden für variable Nutzungsmöglichkeiten. Die drei großen Schubladen des Unterschranks arretieren sicher, sind aber nur bis jeweils zehn Kilogramm belastbar. Der im Schrank verlegte Heizungsschlauch erwärmt ungewollt Nutella und Co.

Schön, dass Bürstner an viele offene Ablagen unter den Oberschränken in Wohn- und Schlafzimmer gedacht hat. Wegen kaum vorhandener Rüttelkante sollte man sie für die Fahrt aber leerräumen.

Unterwegs ist der Averso 465 TS ein angenehmer Begleiter, der unauffällig hinter dem Zugfahrzeug herrollt. Mit der 1,5-Tonnen-Serienachse fällt die Zuladung zwar nicht üppig, aber noch ausreichend aus. Mehr Spielraum schafft die maximal mögliche Auflastung auf 1,7 Tonnen zulässige Gesamtmasse für 640 Euro.

Aufbau und Technik des Averso

Bei der Aufbaukonstruktion profitiert der Averso von seiner Bruderschaft zum LMC Videro. Denn anders als beim vor Jahren ausgemusterten Vorgänger kommt nun ein Sandwichboden mit robuster und pflegeleichter GFK-Unterseite zum Einsatz, dazu eine hochwertige Isolierung aus feuchtigkeitsresistentem XPS-Schaum. Der alte Averso kam noch mit Holz-Unterboden und EPS-Isolierung (Styropor). Dieses Material kommt beim neuen Modell nach wie vor in Wänden und Dach zum Einsatz, die klassisch mit Holzlatten verstärkt sind. Ein hagelresistentes GFK-Dach ist Serie, die schicken grauen GFK-Seitenwände wie bereits erwähnt Teil der Harmony Line. Die Verarbeitung des Aufbaus macht einen rundum soliden Eindruck.

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Andreas Becker

Statt S-Heizung ist der Testwagen mit einer Truma Combi 6E – also mit Gas- und Elektro-Betrieb – ausgestattet. Bürstner bietet das Gerät zusammen mit einer elektrischen Erwärmung von Fußboden und Gasreglern im Winterpaket für 2.690 Euro an. Bei einer Testnacht mit Außentemperaturen unter dem Gefrierpunkt erwies sich das als feine Sache. Der Wintertauglichkeit entgegen steht der am Unterboden verlegte Warmluftschlauch (Unterdükerung).

Damit sich das Warmwasser der Combi-Heizung sinnvoll nutzen lässt, empfiehlt sich ein Duschpaket. Da die festen Paneele des Komfort Dusch Pakets (1190 Euro) den Platz vor dem WC aber zu sehr einengen, dürfte die Variante mit Vorhang (680 Euro) zumindest für Gelegenheitsduscher praktikabler sein. Ein Citywasseranschluss im Deichselkasten gehört zu beiden Paketen.

Zwei Elf-Kilogramm-Gasflaschen stehen in diesem Kasten sicher verzurrt auf Riffelblechboden, müssen zum Tausch aber über eine hohe Schwelle gewuchtet werden. Die Umschaltanlage ist Teil des Winterpakets und erspart es den Urlaubern, des Nachts von einer leeren auf eine volle Gasflasche umstöpseln zu müssen.

Ein Autarkiepaket mit 95-Ah-AGM-Batterie, Hauptschalter und Spannungsanzeige in der My Bürstner App kostet weitere 1060 Euro Aufpreis.

Daten und Messwerte

Die Baureihe

  • Preise: 29.490 – 32.990 €
  • Aufbaulängen: 5,65 – 6,59 m
  • Gesamtgewichte: 1360 – 1600 kg
  • Max. Auflastungen: 1700 – 2000 kg
  • Grundrisse: 6

Der Averso stellt die Caravan-Spitzenbaureihe von Bürstner dar. Vier der sechs Grundrisse richten sich an Paare. Neben dem getesteten 465 TS sind das die Einzelbetten-Modelle 490 TL (6,86 Meter, ab 29.490 Euro) und 535 TL (7,63 Meter, ab 29.990 Euro) sowie der 485 TS (7,43 Meter, ab 29.990 Euro) mit Queensbett im Bug. Familien greifen zu den Stockbett-Grundrissen 480 TK (6,81 Meter, ab 29.490 Euro) oder 560 TK (7,83 Meter, ab 32.990 Euro) – letzterer ist als einziger Averso 2,52 Meter breit, 20 Zentimeter mehr als alle anderen. Eine Alternative für Familien stellt die Baureihe Averso Plus mit Hubbett dar. Hier offeriert Bürstner zwei Grundrisse (Stockbetten oder Einzelbetten) ab 32.790 Euro.

Preise und Austattung

Grundpreis 29.490 Euro

  • mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II (140 Euro)

Testwagenpreis 43.173 Euro

✘ Auflastung auf 1700 kg ✔ 640 Euro

✘ Harmony Line Paket u. a. mit großer Dachhaube, XL-Aufbautür mit Fenster u. Fliegenschutz, indirekte Beleuchtung, GFK-Seitenwände Sonara Grau, Alufelgen, variable Sitzgruppe, TV-Halterung (65 kg)✔ 4490 Euro

✘ Winterpaket mit Truma Combi 6E inkl. Digitalbedienteil, elektr. Fußbodenerwärmung, Gasflaschenumschaltanlage, Reglerbeheizung (20 kg) 2690 Euro

✘ Komfort Dusch Paket mit Citywasseranschluss, Paneelen/Klapptüren, Duscharmatur (10 kg) 1190 Euro

✘ Comfort Package mit Smart Sensoren für Wassertank, Reifendruck, Stützlast u. Gaslevel (4kg) 680 Euro

✘ Lederausstattung Java 1490 Euro

✘ Lattenrost mit Tellerfedern (0 kg) ✔ 390 Euro

✘ Ausstellfenster Heck (5 kg) 610 Euro

✘ Abwassertank 25 L rollbar (3 kg) 160 Euro

Kosten und Service

  • Steuer (1700 kg zGG) 67 Euro
  • Dichtigkeitsgarantie/Kontrolle 10 Jahre/12 Monate
  • Servicestellen in Deutschland/Europa 141/290

✘im Testwagen; ✔empfehlenswert; notwendige Ausstattung.

Das fiel uns auf

 Die verlängerten Aufnahmen für die Kurbelstützen sind vorn wie hinten leicht erreichbar.
 Lattenrost mit Tellerfedern (Option) und Mehrzonenmatratze: Der Schlafkomfort ist exzellent.
 Die Bürstner-typischen Homelights passen an Sitzgruppe und Bett oder als Tischleuchte draußen.

  Der WC-Schacht verfügt über eine Kunststoffwanne, aber eine Dichtnaht zur Seitenwand fehlt.
  Positiv: robuster GFK-Unterboden. Der Warmluftschlauch gibt Abzüge bei der Wintertauglichkeit.

 Beim Testwagen kollidieren Tür und Fenster. Bürstner will den Türanschlag künftig um 180 Grad drehen.
 Lichtschalter mit Doppelbelegung und unklarer Bedienlogik. Steckdose direkt über der Matratze.
 Klein, nur wenige Zentimeter aufstellbar und mit scharfkantigem Rahmen: die Dachluke im Bad.